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OPER

Joseph Haydn Armida

oper armida


Teldec Das Alte Werk
Erscheinungsdatum Oktober 2000
Spieldauer 129' 04"

Komponist: Joseph Haydn (1732 -1809)
Erstaufführung: Esterháza, 26. Februar 1784



 

Cecilia Bartoli (Armida)
Christoph Prégardien (Rinaldo)
Patricia Petibon (Zelmira)
Oliver Widmer (Idreno)
Scot Weir (Ubaldo)
Markus Schäfer (Clotarco)
Concentus Musicus Wien
Nikolaus Harnoncourt

Aufnahme: Live Mittschnitt Musikverein Wien, Juni 2000
Katalognummer: 8573 - 81108 - 2, 2 CDs

Preis der Deutschen Schallplattenkritik, Vierteljahresliste I/2001, Prix Caecilia 2001 (Belgien)

Sehen Sie hier Ausschnitte aus einem Video mit Christoph Prégardien, das bei der Produktion der gleichnamigen Cd - Aufnahme mit Nikolaus Harnoncourt und dem Concentus Musicus Wien entstanden ist.


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Dramatisches Gefühlskarussel
Es gibt immer wieder rare Momente, in denen man auf eine CD trifft, deren Musik einen sprachlos macht und Schauer über den Rücken jagt. So ist es mir passiert, als ich kürzlich Joseph Haydns Oper Armida in der Einspielung mit dem Concentus Musicus Wien unter Leitung von Nikolaus Harnoncourt zum ersten Mal gehört habe. Allzu lange hat man in Haydn lediglich den innovativen Schöpfer der Gattung Streichquartett und den Vollender der klassischen Sinfonie sehen wollen und dabei verkannt, dass er auch ein begnadeter Komponist von Bühnenwerken gewesen ist.

Das "heroische Drama" Armida, 1783 begonnen und 1784 uraufgeführt, ist ein außergewöhnlich ambitioniertes Werk, das voller dramatischer Spannungen steckt. In ihm erweist sich der Komponist als Meister der Stimmungsschilderung, vor allem aber des abrupten Stimmungswechsels. Bereits im Vorspiel baut er mit allerlei unerwarteten Richtungsänderungen eine knisternde Spannung auf; doch erst in den zahlreichen orchesterbegleiteten Rezitativen, die in vielen Fällen gar die Dauer der nachfolgenden Arien überschreiten, zeigt er sein großes Können: Wie in einem großen Gemälde breitet Haydn hier die Leidenschaften der handelnden Personen aus, lässt sie Verliebtheit, Glück, Enttäuschung und Hass erleben, und entfesselt mit den Klangfarben seines Orchesters Gefühlsstürme von beinahe unheimlicher Wucht.

Dass diese ungebändigte Dramatik auch ungebrochen beim Zuhörer ankommt, ist das große Verdienst aller Mitwirkenden - allen voran Nikolaus Harnoncourt und seinem Concentus Musicus, denen hier eine wahrhaft packende Aufnahme gelungen ist: Dirigent und Ensemble entfalten das Werk zu einem leidenschaftlichen Wechselbad der Gefühle - und selten zuvor konnte man das Orchester mit einer solchen Perfektion und Präzision spielen hören. Zum gelungenen Hörerlebnis tragen aber auch die sechs Solisten Cecilia Bartoli, Christoph Prégardien, Patricia Petibon, Oliver Widmer, Scot Weir und Markus Schäfer bei, die im Zusammenwirken mit den Instrumentalisten wirklich Hervorragendes leisten.

Beispiele kann man viele nennen: Da ist etwa das begleitete Rezitativ des Rinaldo Armida... Oh affanno! im zweiten Akt, dessen Musik ein ständiges Wechselbad der Gefühle spiegelt, gefolgt von der Arie Cara, è vero, io son tiranno, dessen süße Liebesmelodie sich als trügerischer Entschluss zur Trennung entpuppt. Christoph Prégardiens Vortrag lässt den Hörer förmlich erschauern, so sehr scheinen die wiedergegebenen Stimmungen hier durchlebt und erlitten zu sein. Ebenso stockt einem der Atem beim nachfolgenden Ausbruch der Armida, einer explosiven Mischung aus Wut, Trauer, Verzweiflung und Hass, die Cecilia Bartoli im Rezitativ Barbaro! E ardisci ancor und in der atemlos gehetzten Arie Odio, furor, dispetto ihrem Gegenüber förmlich entgegenspuckt.

Unnachahmlich aber auch die vertrackte virtuose Führung der Singstimmen im Schlussduett des ersten Aktes (Cara, sarò fedele), die vom Duo Bartoli/Prégardien mit höchster Bravour bewältigt wird, sowie die unvergleichliche Wandlungsfähigkeit, die Patricia Petibon beim Vortrag der Arie Torna pura al caro bene im dritten Akt an den Tag legt. Dies führt mich zu einem kleinen Wermutstropfen: So eindringlich, mitreißend und ausdrucksstark Cecilia Bartoli auch singen mag - ihr extrem expressiver Vortrag wirkt manchmal zu exaltiert und unpassend; im Gebrauch einer kontrollierteren affektbezogenen Tongebung ist ihr Patricia Petibon daher an einigen Stellen hörbar überlegen. Von dieser Tatsache einmal abgesehen gehört die Aufnahme für mich zu den besten Opernproduktionen der letzten Zeit, wozu schließlich auch noch die originelle Verpackung in Buchform mit zwei eingesteckten CDs beiträgt
Stefan Drees

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